Die Mädchen und Jungen im Alter von 15 bis 17 Jahren bezogen mit den beiden GenderpädagogInnen des Margaretenstiftes Frau Martina Koch und Herrn Dominik Blug für 3 Tage eine Hütte im nahen Frankreich – mit im Gepäck waren auch 6 Baby-Simulatoren.
Das Ganze lässt sich beschreiben als eine Art Praktikum, in dem sie realitätsnah erfahren konnten, wie es ist, sich selbständig und verantwortungsvoll um ein Baby zu kümmern. Unterstützt wurden die beiden GenderpädagogInnen dabei von zwei Damen des Sozialdienstes Katholischer Frauen, die neben umfangreichen Materialien auch ihre Erfahrung einbrachten.
Die „Real Care – Babysimulatoren“, deren Bedürfnisse einem realen Baby nachempfunden sind (Hunger, Bäuerchen, Verdauung, Bedürfnis nach Nähe) machen sich dabei durch verschiedene Schrei-, Wein- oder Glücksgeräusche bemerkbar.
Dabei wird die Versorgung und Behandlung des Simulators während der Laufzeit des Projektes aufgezeichnet und zum Ende gemeinsam mit den Jugendlichen in Einzelgesprächen ausgewertet und besprochen. Der Babysimulator konnte von den Jugendlichen nicht abgeschaltet werden.
Die Mädchen und Jungen beschäftigten sich zudem, während die Simulatoren in der „Tagespflege“ (Ruhemodus) waren, mit verschiedenen Themen, rund um Verhütung, gemeinsame Fruchtbarkeit, Schwangerschaft und Lebensplanung. Dabei arbeiteten sie sowohl in gemischten Gruppen, als auch in Mädchen- bzw. Jungengruppen.
Das Projekt startete mit der „Geburt“ der „Babys“. Die Jugendlichen wählten einen Namen für ihr „Baby“ aus und bekamen eine Geburtsurkunde und alle notwendigen Utensilien z.B. Windeln und Flasche etc. überreicht.
Von Beginn an wurden sie von den BetreuerInnen im Umgang mit den „Babys“ begleitet, um Unsicherheiten und Überforderungen zu vermeiden. Ziel war es nämlich, das alle Jugendlichen das Projekt erfolgreich abschließen.
In regelmäßigen Einzel- und Gruppengesprächen wurden die Erfahrungen mit der Versorgung der „Babys“ ausgetauscht. Besonderen Gesprächsbedarf gab es nach den durchwachten Nächten, die erwartungsgemäß die größte Hürde bei der Betreuung der „Babys“ darstellten. Dabei war das Empfinden der Jugendlichen ganz unterschiedlich. Aussagen von „ Mein Baby ist so langweilig, ich habe mir Sorgen gemacht, weil es so ruhig war.“ bis „ Das ist doch nicht normal, mein Baby ist ein Alien!“ wurden gemacht. Und so war dann auch am letzten Tag eine fortschreitende Müdigkeit und Gereiztheit festzustellen.
Nach den Auswertungen der Aufzeichnungen wurde den Jugendlichen ein individuelles Feedback gegeben. Danach beendeten die Mädchen und Jungen ihr Praktikum, indem sie ihre „Babys“ abgegeben haben und mit einen Sprung über eine markierte Grenze von der Elternrolle wieder ins Jugendlichen-Leben zurückkehrten.
Alle Jugendliche konnten sich gut auf das Projekt einlassen und haben es ernst genommen, ohne dabei den Spaß zu vergessen. Sowohl Mädchen als auch Jungen zeigten sich selbstverständlich und selbstbewusst mit den „Babys“ in der Öffentlichkeit. Außerdem war es bemerkenswert, wie sich die Jugendlichen gegenseitig geholfen und motiviert haben und dabei immer auch ein Auge auf die „Babys“ der anderen gerichtet haben. Für alle TeilnehmerInnen war es ein positives Erlebnis, dass sie die Versorgung des „Babys“ vorbildmäßig sicherstellen konnten.
Aber alle, die Mädchen wie auch die Jungen, kamen am Ende zu der klaren Erkenntnis, dass sie diese Verantwortung dauerhaft noch nicht tragen wollen und dass es mit Partner oder Partnerin doch einfacher gewesen wäre, weil man die Versorgung dann hätte teilen können.
Text und Fotos:
Dominik Blug, Martina Koch
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